Greta Garbo – The Mysterious Lady (Stummfilm (1928) mit Live-Orchester)

Veranstaltungsdaten:

Datum: Sonntag, 4. Februar 2018
Zeit: 17.30 Uhr
Ort: Jürg-Willesaal, Gasthof Löwen, Meilen

Greta Garbo –«Die Göttliche» als Geheimagentin

Stummfilm (1928) mit Live-Orchester

Eine russische Agentin im Irrgarten der Intrige, der Neigungen und der Liebe. Die Story ist einfach, der Film grossartig. Das liegt an der meisterhaften Regie des Fred Niblo (‹Ben Hur›, 1925). Und es liegt aber – und vor allem – an der unvergesslichen Greta Garbo: betörend verführerisch und tief abgründig. Wir werden Zeugen einer der schönsten Liebesszenen aller Zeiten… Dieser Film widerspiegelt Hollywood in seinem ästhetischen Höhepunkt, der
durch die Einführung des Tonfilmes für lange Zeit nicht, vielleicht nie wieder, erreicht wurde.

Wer war Greta Garbo?

«Für mich beginnt die Garbo dort, wo alle anderen enden», sagte ihr Regisseur Clarence Brown. «Da war etwas in Garbos Augen, das man nicht sehen konnte, ausser in Grossaufnahme. Wenn sie eine Person eifersüchtig anschauen sollte und eine andere verliebt, brauchte sie ihren Ausdruck nicht zu verändern. Man konnte es in ihren Augen sehen, während sie von einem zum anderen blickte».

Erstaufführung der Neuvertonung von Armin Brunner

Vertont in der Manier der Stummfilmzeit, mit Musik u.a. von L. Janàcek, F.Kreisler, E.W. Korngold, G. Mahler, G. Puccini, S. Rachmaninow, D. Schostakowitsch.

Greta Garbo - Stummfilm
Greta Garbo - Stummfilm

Rückblick auf die Veranstaltung vom 4. Februar 2018

„Die Leidenschaft für Stummfilme verbindet uns“

Am Sonntagabend zeigte die Mittwochgesellschaft Meilen den Stummfilm „The Mysterious Lady“  in einer Neuvertonung von Armin Brunner mit Live-Orchester im Gasthof Löwen. 135 Neugierige, Film-Nostalgiker und Garbo-Fans wollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

„Das ist doch langweilig!“ könnte eine der Antworten sein auf die Frage: „Kommst Du mit mir einen Stummfilm ansehen?“ Das heutige Kino versucht seine Zuschauer mit immer besserer Technik in eine Geschichte hinein zu ziehen. Im 4DX Kino wird man in alle Richtungen bewegt, am Rücken und an den Beinen gekitzelt, mit Luft und Wasser beschossen, mit Blitzen geblendet, eingenebelt und mit Düften besprüht. Was bewog die Leute am Sonntagabend in den Löwen zu kommen und sich einen Film in Schwarzweiss, ohne Ton und ohne jegliche Spezialeffekte anzusehen? Es befanden sich vor allem ältere Leute im Publikum. Einige kamen, weil sie Greta Garbo oder nostalgische Filme lieben. Manche nutzten die Gelegenheit einen Stummfilm einmal mit Live-Orchester zu sehen. Ein älterer Mann erzählte, dass seine Eltern immer von Garbo geschwärmt hätten und er deshalb hier sei. Eine 94 jährige Frau erklärte, dass ihr erster Film, den sie im Kino gesehen habe, „Königin Christine“ war mit Garbo in der Hauptrolle. Diese Schauspielerin bedeute ihr deshalb sehr viel. Und ein Stummfilm sei auch gut für sie, da sie nicht mehr gut höre… Eine Frau mittleren Alters sagte sie sei von Greta Garbo fasziniert und schaue sich jeden Stummfilm mit ihr in der Hauptrolle an: „Sie braucht keine Stimme! Ihre Mimik ist einzigartig!“, so ihr Fazit.

In der Filmwelt ist von einer Renaissance des Stummfilms die Rede. Das ist auch in der Schweiz spürbar. „Solche Anlässe wie heute werden längst nicht mehr nur von Liebhabern und Experten besucht“, erzählt Armin Brunner. „Die äusserst suggestive Bildsprache des Stummfilms fällt auf eine Publikumsbereitschaft und Begeisterung, die umso höhere Wellen schlägt, je überzeugender sich der stumme Film mit der live vor der Leinwand gespielten Musik verbindet“. Armin Brunner, einst Musikchef des Schweizer Fernsehens, hat sich europaweit einen Namen gemacht als Komponist und Bearbeiter berühmter Stummfilme. Seine Neuvertonungen von Nosferatu, Wilhelm Tell, Panzerkreuzer Potemkin, Rosenkavalier oder Carmen gelten als filmmusikalische Meilensteine. Mit dem Dirigenten des Orchesters, Christof Escher, verbindet ihn die Leidenschaft für Stummfilme. Brunner: „Es war ein Glücksfall, dass wir uns gefunden haben!“. Dass sie beide in Zollikon wohnen, ist ein Zufall, aber für die gemeinsame Arbeit von grossem Vorteil. Vor fünf Jahren haben sie gemeinsam entschieden, jedes Jahr mit einem Stummfilm auf Tournee zu gehen. Für dieses Jahr hat Armin Brunner den 1928 entstandenen Greta-Garbo-Film „The Mysterious Lady“ neu vertont in der Manier der Stummfilmzeit. Es ist ihm gelungen, den Film und die Musik zu einer mitreissenden Einheit zu verbinden. Es ist wie ein Sog, den einen packt und nicht mehr loslässt. Es sei jedoch schwierig junge Leute zu überzeugen, dass es sich lohne, einen Stummfilm anzusehen, sagt Escher. Er erzählt, dass sich viele Leute nach dem Film bei ihm bedankten. Vor allem jene, welche noch nie einen Stummfilm gesehen hätten, packe es oft bereits beim ersten Mal. „Es gibt Leute, die noch nie an einem klassischen Konzert waren und sich durch die Aufführung dann von der Musik begeistern lassen und andere kommen wegen der Musik und sind danach fasziniert vom Film!“. (kje)