Showtime Beethoven – Spielfreude mit technischer Überlegenheit

Veranstaltungendaten

Datum: 1. Juli 2016
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Löwen Meilen

Riesen-Zulauf zu Beethoven-Showtime

Kaoruko Masuya – ein Stern am Pianistenhimmel – musizierte am vergangenen Freitag in der reformierten Kirche Meilen in Kombination mit dem Schweizer Oktett. Ein Highlight.

MGM-Vorstandsmitglied Reto Kappeler begrüsste die zahlreich erschienenen Konzertbesucher in der Kirche am See und bedankte sich beim Ehepaar Wilfried und Aurora Graf, das dieses Konzert mit ermöglichte.

G-Dur zum Ersten

Des komponierenden Pianisten op. 58 nimmt in der Reihe seiner fünf Konzerte für das Tasteninstrument eine Sonderstellung ein. In seiner vorwiegend lyrischen Grundhaltung setzt es sich von den fülligen Nachbarwerken in c-moll (No.3) und Es-Dur (No. 5) ab. Diese Innigkeit mag wohl dazu beigetragen haben, dass es die hier gespielte Fassung (von Hans Werner Küthen) mit Streichquintett-Begleitung gibt. Sie basiert auf einer von Beethoven überprüften Partiturabschrift, welche sein geigender Zeitgenosse Franz Alexander Pössinger geschaffen haben soll.

Schon die ersten Takte sind Prüfstein für jeden Pianisten. Wilhelm Backhaus äussert sich darüber so: «Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht einmal versuche, den Anfang des G-Dur-Klavierkonzertes zu spielen. Und eigentlich war ich noch nie restlos zufrieden damit.» Karouko Masuya hatte sich für Realistik entschieden: Mit sattem Anschlag füllte sie den Kirchenraum, sonorem Klavierklang huldigend – was sie den ganzen ersten Satz beibehielt. Die Tempowahl verriet Sorgfalt (Beethoven habe die Kammermusikfassung absichtlich erschwert! – Pianisten wie Ferdinand Ries und Friedrich Stein hatten vor dem Konzert kapituliert!), sodass eine technisch überlegte und überlegene Darstellung gelang. Die Mitglieder des Streichquintetts – Jens Lohmann und Paul Scharf (Violinen), Michel Willi und Paul Westermayer (Viola) und Jonas Iten (Violoncello) – gaben ihr Bestes und begleiteten die sympathische Solistin sowohl einfühlsam als auch expressiv, kammermusikalischen Gusto verbreitend.

Im zweiten Satz (Andante con moto) gefiel die weichere Tongebung aller Mitwirkenden besonders, sie machte den Unterschied zur Orchesterfassung durch fehlenden Aplomb deutlich. Von der Solistin war feines Mezzo-Piano, aber auch berückendes Diminuendeo bei Vorhaltsauflösung zu hören. Das Rondo dann wurde tatsächlich «vivo» angegangen, emsiges Streichen dialogisierte mit verständlich gemachten dynamischen Abstufungen. Feine Zurückhaltung in Akkordbrechungen gefielen besonders.  Das den Kirchenraum fast total füllende Publikum feierte Solistin und Ensemble enthusiastisch, «Bravos» begleiteten Applaus und Blumenübergabe.

Es-Dur zum Zweiten

Nach der Pause installierten sich die Mitglieder des «Schweizer Oktettes» im Chorraum: Klarinettist Fabio di Casola, Hornist Lorenz Raths, Fagottist Matthias Bühlmann und Kontrabassist Gallus Burkard ergänzten die Streicher Lohmann, Willi und Iten.

Das Septett op. 20 war schon zu Lebzeiten Ludwig van Beethovens berühmt, stellt an die Ausführenden erhebliche Anforderungen (vor allem an die Violine) und gehobene Fähigkeiten im Zusammenspiel. Den serenadenhaft zusammengestellten sechs Sätzen verpassten die Kammermusiker feines Gewand in vielfältigem Kolorit. Parallelen waren exakt, Piano-Passagen fein leise, füllige Takte klangreich, rhythmische Verschränkungen durchhörbar (Beethovens Handwerk!), sodass die vielfarbige Partitur palettenreiche Wiedergabe erfuhr.

Die gezeigte Spielfreude übertrug sich spontan auf das Publikum, die Begeisterung erfuhr neuerliche Nahrung, es gab kein Halten mehr: Verdienter Grossapplaus schallte durch die Kirche, dass es eine Freude war! Nach Gaben-Überreichen an die Ensemble-Mitglieder war man eingeladen, den herrlich besonnten Sonntagnachmittag auf der Kirchenwiese beim folgenden Apéro zu geniessen.

Künstler-Informationen

Pianistin Kaoruko Masuya

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Der in Japan gefeierte Star studierte nach ihrem Studium in Yokohama von 1996-2000 bei Prof. Hans-Jürg Strub an der Zürcher Hochschule der Künste in Winterthur. Als gefragte Solistin gewann sie in ihrem Heimatland zahlreiche Preise und tritt heute auch in der Schweiz, Österreich, Deutschland und Frankreich regelmässig auf.

Schweizer Oktett

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1990 finden acht junge Männer in ihrem Musikstudium zusammen, um mit Schuberts D803-Juwel zu konzertieren – der Anfang eines gemeinsamen Weges. Das Ensemble macht sich schnell einen Namen in der ganzen Schweiz, es entstehen erste wichtige Aufnahmen. In den folgenden Jahren erweitert die etablierte Gruppe ihr Repertoire um klassisch-romantische Werke wie auch zeitgenössische Stücke, etwa Peter Wettsteins «Fünf plus Drei», das 1995 uraufgeführt wird. Über die rare Originalliteratur hinaus arrangiert das Ensemble in der Folgezeit sein eigenes Repertoire, eine Kammermusik ohne Grenzen. Der neue, unverwechselbare Klang setzt in unterschiedlichen Besetzungs-Variationen Akzente in der Klassik, sucht zu Hause nach den Schweizer Wurzeln oder schlägt gar Brücken nach Paris zum französischen Chanson. Aus den jungen Musikern sind arrivierte Berufsmusiker geworden, Mitglieder der grössten Schweizer Orchester und Dozenten an den wichtigsten Ausbildungsinstituten, die durch ihre Spielfreude stets ansteckende Begeisterung beim Publikum entfachen.

Autograf Meilen

Veranstaltung freundlicherweise ermöglicht durch substantielle Unterstützung durch die Firma:

Auto Graf AG
Im Dörfli 24
8706 Meilen
http://www.autograf.ch/